Vorschläge zur Bildungsreform
I have a dream!
Alle Schüler und alle Lehrer gehen gerne in die Schule und
alle Schüler haben deshalb am Ende ihrer Schullaufbahn einen Schulabschluss, der ihren Fähigkeiten entspricht.
Dies ist nicht möglich? Doch! Vielleicht tragen die Vorschläge auf den folgenden Seiten ein zu der Verwirklichung diese Traumes bei.
Aber bevor Sie diese Reform angehen, sollten sie sich über folgende Erkenntnisse und Tatsachen Gedanken machen und sie berücksichtigen:
1. Der Unterrichtserfolg hängt von der Lehrerpersönlichkeit ab.
Im Geo vom Februar 2011 erschien der Artikel: „ Die guten Lehrer, es gibt sie doch“
aus dem klar hervorgeht, dass die Lehrerpersönlichkeit und nicht finanzielle Ausrüstungen und Schulideologien wesentlich für den Schulerfolg sind.
Acht der beliebtesten von Schülern ausgewählten Lehrer in Schweden, bei denen auch die außergewöhnlichen Lernerfolge ihrer Schüler auffielen, brachten die drittschlechteste Klasse Schwedens in sechs Monaten auf Platz drei, in Mathematik auf Platz eins.
Die Arbeit dieser Lehrer war so effektiv, dass man sich, übertragen auf alle Schüler,
und auf unsere Schulen, 2 Schuljahre ersparen könnte.
Welch ein Einsparpotenzial!
Dieser Artikel sollte Pflichtlektüre für alle Schularten werden, denn er stellt unsere gesamte Ausbildungspraxis in Frage, weil er sagt, pädagogische Eigenschaften sind wichtiger als Fachkenntnisse.
Am 10.3.2012 und am 01.02.2013 kamen auch in SWF 2 zwei Sendungen („Praxisschock im Klassenzimmer “und „Zwischen Vorbild und Hassfigur“, die zu dem gleichen Ergebnis kamen.
Ich kann einfach nicht verstehen, dass solche im Grunde genommen uralten, fundamentalen Erkenntnisse bis jetzt noch nicht in der Lehrerausbildung zum Tragen kamen.
2. Warum dieser Erfolg diese Versuches in Schweden??
Schüler gehen dann gerne in die Schule, wenn Lehrer einen interessanten und anspruchsvollen Unterricht anbieten und ihnen vermitteln, wie man lernt, dass Lernen Spaß macht.
Und dementsprechend muss auch die Ausbildung der Lehrer sein. Sie müssen in der Lage sein, Schüler zu motivieren Das Fachwissen kommt dann fast von alleine.
Es darf keine Reform werden, die nur politisch gewollt und deshalb am grünen Tisch durchgesetzt wird. Es muss eine Reform werden, die auch von unten kommt. Die Ursachen der derzeitigen Probleme müssen wir im Klassenzimmer bei Lehrern , Schülern und Eltern, den direkt Betroffenen, suchen.
Folgende Gruppen müssen direkt beteiligt und befragt werden :
Zuerst die am meisten Betroffenen: Schüler , Lehrer und Eltern.
Dann Lehrer der fünften Klassen der Realschule und des Gymnasiums und natürlich Ausbildungsbetriebe, Handwerkskammern , PH Studenten (Diskrepanz zwischen Studium und Klassenzimmer ) PH Professoren und die Universität .
Die Befragung müsste folgendes beinhalten:(Formulierung je nach Alter )
1. Was findest du an der Schule, in der Ausbildung, beim Studium gut, was sollte man also
beibehalten??
2. Was müsste man unbedingt ändern?
3. Welche Eigenschaften muss ein guter Lehrer haben?
4. Wo gibt es große Probleme bzw. Defizit in der Schule /Ausbildung ?
5. Warum und weshalb herrscht Unzufriedenheit?
6. Konstruktive Kritik in Form von Verbesserungsvorschlägen
Natürlich müssen auch Pädagogen, Erzieher und Psychologen dazu befragt werden.
Es muss, kurz gesagt, eine Bestandsaufnahme gemacht werden (Seite 1).
3. Stellenbeschreibung für Lehrer, Schulleiter und Schulräte sowie für Schüler und Eltern.
Bevor man sich über eine Ausbildungsreform Gedanken macht, sollte man zuerst eine Stellenbeschreibung für Grundschullehrer, Lehrer der Mittelstufe und der Oberstufe, Schulleiter und Schulräte erstellen, die alles umfasst, womit ein Lehrer heutzutage im sozialen wie im fachlichen Bereich gefordert werden.
Auch eine Stellenbeschreibung für Schülern und Eltern bezüglich ihrer Rechte und Pflichten wäre sinnvoll.
Diese Stellenbeschreibungen sind dann die Eckpfeiler für eine Ausbildungsreform.
4. Inklusion
Wir werden als Lehrer ausgebildet und müssen Aufgaben von Streetworkern, Sozialarbeitern, übernehmen und immer mehr hyperaktive, chaotische Kinder unterrichten.
Diese Aufgaben sind wahnsinnig zeitaufwendig und fast ohne Erfolg, weil wir es nicht richtig gelernt haben, mit diesen Problemen umzugehen.
Außerdem leiden die restlichen Kinder der Klasse stark darunter. Haben Sie schon einmal miterlebt, wie so ein Kind eine ganze Klasse immer wieder aufmischen kann?
Für alle Fälle muss gelten:
Die äußeren Bedingungen wie Klassengröße, Gebäude, Räume Räumlichkeiten zum Abtrennen bezüglich Individualisierung müssen stimmen und es muss genügend Personal vorhanden sein
Je mehr Integrationskinder mit sprachlichen Problemen, , desto kleiner die Klasse.
Hierzu müssen detaillierte Bestimmungen ausgearbeitet werden, im Internet habe ich leider nichts gefunden und den Lehrern müssen genügend Fachleute, je nach Problemfall, zur Seite stehen,
Eine klare Stellenbeschreibung mit eindeutiger Zuordnung der Aufgaben und Verantwortlichkeit muss vorhanden sein und mit genügend Freiraum für schulinterne Möglichkeiten und Besonderheiten.
Diese Kinder dürfen erst in der letzten Phase der Resozialisierung in eine normale Schulklasse.
5. Genauso wichtig sind die praktischen Erfahrungen von erprobten Pädagogen
Dies sind erfahrene, bei Ihren Schülern sehr beliebte und erfolgreiche Lehrer, welche den Lehrerstudenten an der PH und auf der Universität auf die Bewältigung des normalen Schulalltages mit allen seinen Problemen, den Umgang mit schwierigen Schülern sowie mit Eltern und Vorgesetzten vorbereiten und anschließend noch mindestens das erste Unterrichtsjahr im Seminar begleiten.
Als Schulleiter hatten wir früher nach diesem Muster Fortbildungskurse mit erfahrenen Schulleitern als Referenten.
Noch nie in meinem Leben hat mir eine Fortbildung persönlich so viel gebracht.
Der Inhalt dieser Vorlesungen könnte ungefähr dem entsprechen, was in Anlage 1 aufgeführt ist.
6. Die Lehrerausbildung
Ausbildung an der PH ist immer noch meilenweit von dem Geschehen im Klassenzimmer entfernt.
Die Studenten erfahren in ihrer Ausbildung fast überhaupt nicht, was so alles in einem Klassenzimmer passieren kann. Lehrer werden immer mehr zum Erzieher, dem wird zu wenig Beachtung geschenkt.
Heute verlieren die Lehrer 30-80 % der Unterrichtszeit wegen Störungen und kommen deshalb immer weniger zu ihrer eigentlichen Aufgabe: Zum Unterrichten.
Auf dieses Problem wird zu wenig eingegangen.
Wie groß diese Problem ist, zeigt sich in den Leistungen der Schulabgänger, in den Eingangsklassen der weiterführenden Schulen, in der Lehre oder beim Studium.
Wir produzieren immer mehr Schüler ohne eine vernünftige Schulbildung.
Das wird noch einmal verdammt teuer werden.
Die Anforderungen im Studium und in den Berufen steigen, das Niveau in den Schulen sinkt permanent.
Vergleichen Sie nur die Orientierungsarbeiten der Viertklässler vor 30 Jahren mit den
Anforderungen von heute.
7. Die pädagogische Ausbildung muss in der Grundschule der Schwerpunkt sein,
beim Studium, in der Mittel und Oberstufe gleichrangig zum Fachstudium, denn:
Was nützt es einem Lehrer, wenn er sein Studium mit einer Eins abgeschlossen hat und kann seine Kenntnisse nicht weitergeben.
Der Lehrer muss lernen, wie man mit Kinder und Jugendlichen umgeht, er muss sie verstehen auf sie eingehen begeistern können.
Der Schulerfolg kommt dann fast von alleine.
8. Das Fachstudium darf bis zur sechsten Klasse keine zu große Rolle spielen,
da der Großteil des benötigte Fachwissen durch das Abitur vorhanden ist.
Wenn ich an mein Mathematikstudium denke, welches für mich als Lehrer mit Schwerpunkt Grundschule Pflicht war, war das total vertane Zeit. Was ich da gelernt hatte, davon konnte ich nichts, ich wiederhole überhaupt nichts im Unterricht gebrauchen.
Natürlich sieht das in der Mittelstufe und Oberstufe anders aus
Lehrerstudenten studieren an eine Pädagogischen Hochschule, nicht an einer Fachschule oder Universität. Die PH darf sich nicht als Konkurrent zur Universität fühlen.
9. Die Eingangsstufe oder Grundschule sollte mindestens die Klassen 1 -6 umfassen
Die Gemeinschaftsschule in sinnvoller Form sollte dabei eine zentrale Rolle spielen.
Vorbedingung: Die Lehrer müssen dementsprechend ausgebildet sein und Mischformen müssen örtlich zugelassen werden, festgelegt durch Gesamtlehrerkonferenz und Schulkonferenz.
10. Grundschullehrer müssen in allen Fächern eine
Grundausbildung erhalten
Dies gilt für alle Fächer, die an der Grundschule unterrichtet werden, also in Mathematik, Deutsch, Sport, Musik und Sprache. Hier sollten die Lehrer zumindest eine Grundausbildung bekommen, zwei ausgewählte Fächer können dann schwerpunktmäßig studiert werden
Was in diesen Fächern unwissentlich falsch gemacht oder nicht genutzt wird, schreit zum Himmel. Diese Fächer sind viel zu wertvoll, als dass durch unausgebildete Lehrer nur ca. 20 % ihres Potenzials genutzt werden kann.
Methodik und Didaktik in Musik, Sport und Sprachen sind himmelweit von Deutsch, MNK und Mathematik entfernt, und auch in diesen Fächern gibt es riesige Unterschiede.
Eine Übungsreihe am Barren, Lieder mehrstimmig einstudieren, eine Sprache lernen liegen grundverschiedene Unterrichtsmethoden zu Grunde.
Ich habe zehn Jahre gebraucht mit vielen, vielen Fortbildungen in Sport und Musik, um mich in diesen beiden Fächern optimal einzuarbeiten.
Und wie viel Freude und Entspannung haben mir diese Fächer gebracht.
Schlussfolgerung:
Es dürfen nur die Fächer unterrichtet werden, die auch studiert wurden.
11. Auch in Sprachen brauche ich eine andere Methodik und Didaktik.
Ich vergesse nie, nachdem ich zwei Jahren Französisch unterrichtet hatte, mit Kenntnissen, die über 30 Jahre alt waren, als das Francemobil in die Schule kam und ich entdeckte, dass allein bei den Zahlen von eins bis zwanzig zehn Zahlen in meinem Unterricht falsch ausgesprochen wurden. Und so ähnlich läuft es dann auch in den anderen Fächern ohne ausgebildeten Lehrer..
Die Fremdsprache in der Grundschule sollte in allen Fächern praktiziert werden zum Beispiel in Form von Arbeitsanweisungen-mach die Tafel sauber, öffne das Fenster oder anderen kleinen Hinweisen, denn nur durch das Sprechen und permanentes Wiederholen erlerne ich eine Sprache wirklich.
Ich habe dies in allen Fächern, auch in Sport und Musik, ausprobiert und man glaubt nicht, mit welchen Riesensprüngen ich dann im Fremdsprachenunterricht weiterkam.
12. Ausbildung von Mentoren
Lehrer werden jetzt endlich vor dem Studium in einem längeren Praktikum getestet, ob sie die Eigenschaft als Lehrerpersönlichkeit mitbringen welche ermöglichen, dass die Schüler gerne zu Ihrem Unterricht kommen und dabei die Freude am Lernen entdecken
Es ist deshalb sehr wichtig, dass diese Auslese durch die jeweiligen Mentoren bzw. Schulleiter so durchgeführt wird, dass nicht mehr ungeeignete Studenten als Lehrer ausgebildet werden.
Mentoren müssen diesbezüglich ausgebildet werden es darf kein Glücksspiel mehr für einen Studenten sein, an welchem Mentor er gerät.
13. Unterrichtsziel Soziales Lernen und Umgang
Das soziale Lernen, der Umgang miteinander,wird immer mehr ein wichtiges Unterrichtsziel, da die Eltern unserer Schüler diesbezüglich immer mehr versagen.
Die Schüler müssen in der unbedingt lernen, dass das Leben auch Pflichten beinhaltet.
Zusätzliches
Die Palette der Bildungsangebote (EBA)und Kooperation Schule Verein muss noch viel breiter sein, damit jeder Schüler noch besser seine Stärken außerhalb des normalen Unterrichtes entdecken kann, gerade auch bei handwerklichen Fähigkeiten.
Aus diesen Angeboten entwickeln sich dann viele Hobbys und Freizeitbeschäftigungen, welche die Jugendlichen besser von der Straße fernhalten können und ihnen später als Erwachsene einen wichtigen Ausgleich im Beruf ermöglichen können. Die dort entwickelten Fähigkeiten stärken auch das Selbstbewusstsein, die Sportlichkeit und garantieren somit eine bessere Gesundheit.
Die Ausbildung sollte alles das enthalten, was später im Leben und in einem angemessenen Beruf gefordert wird.
Man hört immer wieder in Gesprächen, egal bei welchem Beruf, folgendes:
„Im Beruf konnte ich viel zu wenig von meiner Ausbildung anwenden.“
Dies darf bei der Ausbildung der Lehrer und Schüler in Zukunft nicht mehr passieren.
Das Unwort im Bildungsbereich ist seit zehn Jahren das Wort kostenneutral.
Und das in einem der reichsten Bundesländer.
Das darf nicht weiterhin so sein. In eine gute Ausbildung muss investiert werden, jede Firma, die nicht investiert, macht auf die Dauer keine Gewinne mehr oder geht sogar bankrott .
Das darf bei uns in punkto Bildung nicht mehr passieren.
Tandemunterricht
Schwierige Klassen sollte gemeinsam von einer Lehrerin und einem Lehrer unterrichtet werden.
Schlussbemerkung:
In der Grundschulzeit entsteht das Fundament für Bildung und Ausbildung der Jugendlichen.
Auf diese Fundament muss man Hochhäuser bauen können.
Über eine Stellungnahme Ihrerseits zu meinen Anregungen bezüglich Lehrerausbildung würde ich mich sehr freuen.
Ihr
Peter Dreier
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